Der gewesene Kieler Wirtschaftsminister scheint in Sachen HSH Nordbank der einzige Mensch mit Durchblick zu sein. Der Senat in Hamburg, die Landesregierung in Kiel? Dilettanten, sagt Marnette. Der Vorstand der Bank? Eine Truppe unheilvoller Einflüsterer der Politik. Dergleichen Urteile haben etwas Spontihaftes. Da werden wohlfeil Vorurteile bedient, und man stilisiert sich zum Helden - wissend, dass jeder politische Konter als hilflose Rechtfertigung im Ansatz stecken bleiben muss.
Aber schauen wir weiter: Wirtschaftsprüfer und externe Gutachter, die den Rettungsplan analysiert und für tragfähig befunden haben? - Für Dr. Marnette offenbar vernachlässigbare Größen. Bankenaufsicht und Bankenrettungsfonds Soffin, deren Chefs das Konzept als schlüssig und ohne Alternative eingestuft haben? Vielleicht auch ein Duo der Ahnungslosen? Nur einer weiß eben alles: Dr. Marnette.
Kein Politiker würde sich das trauen. Und schon gar keiner, der der Kabinettsvorlage zur Bankenrettung - wie Dr. Marnette - sogar zugestimmt hat. »Erleichtert« und »mit gutem Gewissen« habe er das getan, wie sich Kollegen des Ex-Ministers erinnern. Am 24. Februar war das, und angeblich unter großem Druck des Ministerpräsidenten. Wenn der Druck denn so groß war: Warum hat Marnette den Bettel nicht gleich hingeworfen? Wozu brauchte er fünf Wochen Bedenkzeit? Um all die Unterlagen zu lesen, von denen er behauptet, sie nie zu Gesicht bekommen zu haben? Um sich zu munitionieren für den Frontalangriff auf eine angeblich völlig überforderte Regierung und ihre vermeintlichen parlamentarischen Claqueure?
Nein, zum Helden im Polit-Stück um die HSH Nordbank taugt Dr. Marnette wirklich nicht. Hier hat sich ein Ex-Manager in die Politik verirrt und die Gesetze der Politik nicht verstanden, vielleicht auch nicht verstehen können. Die Art seines Nachtretens allerdings ist längst nicht mehr nur seltsam, sondern nur noch fragwürdig.
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