Der CDU-Kreisverband Stormarn sieht die Einrichtung weiterer gymnasialer Oberstufen an Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein kritisch.
In Ahrensburg soll neben der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule auch die Gemeinschaftsschule im Schulzentrum am Heimgarten die Möglichkeit erhalten, das Abitur in neun Jahren zu erreichen. Dabei sind die beiden Standorte, ebenso wie das Berufliche Gymnasium, nur rund 1 km voneinander entfernt. Die Freude der Schülerinnen und Schüler sowie Eltern in der Gemeinschaftsschule am Heimgarten ist nachvollziehbar. Selbstverständlich würde jeder sein Kind gern auf eine Schule geben, an der man ohne Schulwechsel alle schulischen Abschlüsse – auch das Abitur – erlangen kann.
Kreisvorstandsmitglied Andreas Bitzer begründet seine Bedenken: „Mit großem finanziellen Aufwand werden landesweit Doppelstrukturen und Überkapazitäten geschaffen. Die Geburtenzahlen sinken seit 1997 kontinuierlich, so dass ein steigendes Angebot an Oberstufen nicht nachvollziehbar ist. Außerdem würde die Bildungsvielfalt bei vielen Mini-Oberstufen leiden, da dort nur wenige Profile angeboten werden können.“ Tatsächlich müssen die Kommunen als Schulträger hohe Kosten für die räumliche und sachliche Ausstattung der Gemeinschaftsschulen übernehmen. Die Stadt Ahrensburg ist sich über Parteigrenzen hinweg dieser Verpflichtung bewusst, und unterstützt aus dieser Perspektive heraus das Ansinnen. Aber auch auf das Land kommen weitere finanzielle Belastungen zu. Das zusätzlich erforderliche Lehrpersonal muss die Lehrbefähigung für die Sekundarstufe II, d. h. für Gymnasien besitzen. In der Regel haben die Lehrkräfte an Gemeinschaftsschulen diese Lehrbefähigung nicht. Hinzu kommt, dass es bereits jetzt in einigen Fächern deutliche Nachwuchsprobleme gibt.
„Die Landesregierung möchte die Quote der Abiturientinnen und Abiturienten weiter erhöhen und schwächt dabei durch einseitige Bevorzugung der Gemeinschaftsschulen die Allgemeinbildenden und Beruflichen Gymnasien“, so Bitzer weiter. Allein aufgrund des demografischen Wandels ließe sich das Ziel der Landesregierung ohne zusätzlichen Aufwand mit den vorhandenen Standorten erreichen.
Die beruflichen Schulen in Ahrensburg und Bad Oldesloe beispielsweise sind hervorragend ausgestattet und können aktuelle Profile mit direktem Berufsbezug anbieten. Diese zielgerichtete Unterstützung der Schülerinnen und Schülern bei ihrem Weg ins Berufsleben – sei es Studium oder Beruf – ist sowohl bei den Hochschulen als auch bei Wirtschaft anerkannt. Ohne großen personellen und sachlichen Aufwand wären hier auch Puffermöglichkeiten vorhanden. Nicht zuletzt aufgrund der weiteren Bildungsangebote werden zurzeit rund 40% der Hochschulzugangsberechtigungen an Berufsbildenden Schulen in Schleswig-Holstein erlangt.
Zurzeit befindet sich das Schulgesetz in Überarbeitung. Nach aktuellen Planungen sollen Gemeinschaftsschulen ohne eigene Oberstufe Kooperationen mit allgemeinbildenden Schulen mit Oberstufe sowie Beruflichen Gymnasien eingehen. Das hat für beide Kooperationspartner Vorteile und wird von der CDU begrüßt. Schülerinnen und Schüler der entsendenden Schule haben einen Schulplatz in der Oberstufe sicher und die aufnehmenden Schulen können mit langfristig ausreichend Schülerinnen und Schülern planen. Dieses Ziel verfolgt beispielsweise die Friedrich-Junge-Realschule in Großhansdorf, die kurz vor der Unterzeichnung der entsprechenden Kooperationsverträge steht. Im Schulzentrum am Heimgarten liegen für derartige Kooperationen ideale Bedingungen vor.
„Die Prioritäten müssen anders gesetzt werden. Statt den Städten und Gemeinden mit teuren An- und Neubauten weitere finanzielle Belastungen aufzubürden, sollte alles darauf ausgerichtet werden, die Ausstattung mit einer ausreichenden Anzahl gut ausgebildeter Lehrkräfte voranzubringen. Besser in Menschen investieren, statt in Beton“, so der Bildungsexperte abschließend.
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