Entschleunigung oder: wann ist die Grenze erreicht?

04.08.2014

Gast-Kommentar der CDU-Kreistagsfraktion (Ulrike Stentzler) für das Stormarner Tageblatt am 04.08.2014 „Inklusion an den Regelschulen entschleunigen“
Entschleunigung – oder: wann ist die Grenze erreicht?

64 Prozent der Schulkinder mit besonderem Förderbedarf werden in Schleswig-Holstein an den allgemeinbildenden Schulen unterrichtet. Der Norden hat damit einen der bundesweit höchsten Werte in punkto Inklusion von behinderten und nicht behinderten Kindern. Die Folge sei oft eine "Überforderung der Lehrer und auch der Schüler", merkt die CDU im Kieler Landtag an. Sie fordert, die Inklusion an den Regelschulen zu "entschleunigen", die Förderzentren zu stärken und zu verbessern.

Der Begriff „Entschleunigung“ verspricht, eine schwierige Situation neu zu überdenken, zu strukturieren und einen Prozess zu verlangsamen.

„Passt dieser populäre Begriff zum Thema Inklusion?“ fragte ich mich, als ich den Antrag der CDU Landtagsfraktion mit der Überschrift „Inklusion in den Schulen entschleunigen“ las.

Die SPD, der SSW, die Grünen haben mit der Regierungsübernahme in Kiel, eine rasante Umsetzung des Beschlusses der Bundesregierung zur Anwendung der UN Behindertenkonventionen begonnen, um alle Kinder mit Behinderung regulär zu beschulen. Schleswig Holstein ist Vorreiter der Inklusion, es werden fast doppelt so viele förderbedürftige Kinder in inklusiven Tagesstätten betreut oder Kinder mit Behinderung in Regelschulen beschult, als in allen anderen Bundesländern! Das könnte man als Erfolg bewerten, gäbe es nicht die Konzeptlosigkeit der zuständigen Ministerin, in der Umsetzung des Zieles.

Im Kreis Stormarn schlugen die Wellen hoch. Soll die Kreisverwaltung in Stormarn sich weiterhin den Vorwürfen verschiedener Betroffener aussetzen, unflexibel zu sein? Ist Inklusion ein Sparthema im Kreis oder in Wirklichkeit hausgemacht von Frau Ministerin Prof. Dr. Wende in Kiel? Wo ist ihr schon mehrfach angekündigtes Konzept?

Wann ist die Schmerzgrenze der betroffenen Eltern und Kinder erreicht, wann gehen die gesunden Kinder und deren Eltern auf die Barrikaden, die genauso unter der schlechten Ausstattung der Schulen für die Inklusion leiden. Lehrer fühlen sich überfordert und nicht gefragt, wie man die Inklusion erfolgreich umsetzt, dass wirklich Nichtbehinderte mit Behinderten lernen und beide davon profitieren. Die Schulen müssen in der Umsetzung in Zukunft mitgenommen werden. Inklusion muss leistbar werden.

Wo ist die Verantwortung der Kreispolitik? Die liegt ganz klar darin, mit der Kreisverwaltung auch zu differenzieren und zu kontrollieren, wo eine Forderung berechtigt ist, wo nicht die Zuständigkeit des Kreises besteht oder wo eine vermeidbare Doppelleistung erfolgt, wie im Bereich Behindertentransport oder die Prüfung des Anspruches auf Finanzierung der Unterbringung in einer Wohngruppe.

Die CDU des Kreises Stormarn bekennt sich zum Ziel der Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit Behinderung. Die Landesregierung ist aufgefordert, die Umsetzung der Inklusion für alle Betroffenen so auszustatten, dass sich niemand als Verlierer fühlt, die Finanzierung zu sichern und die Zuständigkeiten festzulegen. Inklusion betrifft alle Menschen und muss alle Menschen mit einbinden.

Ulrike Stentzer, Jürgen Lamp
CDU-Kreistagsfraktion Pressesprecher