Erstes Ahrensburger Bildungsforum im CDU Stadtverband:

25.06.2009

"Auch Ahrensburger Schulen können noch dazulernen!" Professor Dr. Peter Struck sprach im Park Hotel über die 15 Gebote des Lernens unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Hirnforschung Der Saal im Ahrensburger Park-Hotel war voll besetzt. Über 140 Gäste, darunter zahlreiche Elternvertreter und Lehrer von den Ahrensburger Schulen waren gekommen, um den Vortrag von Prof. Struck über die 15 Gebote des Lernens anzuhören, Fragen zu stellen und mit dem Referenten zu diskutieren. Nach einem Grußwort durch die Vorsitzende des Stadtverbandes, Frau Renate Tangermann und einer kurzen Einleitung durch den Kreisvorsitzenden der CDU Stormarn, Herrn Claus Brandt, begann Herr Prof. Struck mit seinem Vortrag.

Sind Mädchen schlauer?

Ein Hauptthema des Abends war die Frage, ob Mädchen eigentlich intelligenter als Jungen sind. In Finnland und Schweden können bei 15-Jährigen keine geschlechtsspezifischen Unterschiede im Leistungsverhalten erkannt werden. In Deutschland haben die Jungen nur noch an einer ganz kleinen Stelle des Schulsystems einen ganz kleinen Vorsprung: am Beginn der Klasse 5 des Gymnasiums sitzen ein mehr Jungen als Mädchen, was ausschließlich daran liegt, dass es in Deutschland immer noch Eltern gibt, die meinen, für ein Mädchen würde auch ein Realschulabschluss reichen. Dieser Vorsprung ist ganz schnell verbraucht und am Ende ist die deutsche Situation heute so: bereits 54% der Abiturienten sind Mädchen, nur noch 46% sind Jungen. Das ist eine Differenz von 8%. Die Mädchen liegen zurzeit bundesweit fast eine ganze Note besser im Abiturdurchschnitt (0,8 besser als die Jungen) als die Jungen. Zwei Drittel der deutschen "Sitzenbleiber" sind Jungen, zwei Drittel der Rückläufer vom Gymnasium zur Realschule und von der Realschule zur Hauptschule sind Jungen. Von den 11,8%, die es bundesweit von einem Jahrgang nicht einmal bis zum Hauptschulabschluss schaffen, sind über 72% Jungen. Und an den wenigen deutschen Schulen für Verhaltensgestörte, Erziehungsschwierige, sind fast 95% Jungen. Das Lernverhalten von Jungen, so Prof. Struck, ist anders als bei Mädchen. Unser bisheriges Bildungssystem geht darauf nur leider nicht ausreichend ein. Unsere Schulen seien im wesentlichen Belehrungsschulen, was konkret bedeutet, dass die Schüler vor allem durch Zuhören lernen sollen und sie betreiben eine falsche Fehlerkultur.

Wie sollte eine gute Schule aussehen?

Wir haben in Deutschland 45.000 Schulen. Davon sind 5000 "in der Zukunft angekommen". Diese 5000 werden uns bei PISA 3 deutlich nach oben reißen, so dass wir einen der oberen Plätze erreichen werden. "Gute Schule" ist zunächst einmal leicht definiert: eine Schule ist dann gut, wenn die 15-Jährigen hervorragende Leistungen bei den Tests erreichen. Aber woran liegt das? Und es bleibt festzustellen, dass unter den 5000 Schulen, die "in der Zukunft angekommen" sind, sich 2500 Privatschulen befinden. (Man beachte: wir haben nur 3500 Privatschulen in Deutschland.) Allerdings hat die Bundesrepublik unter den restlichen 41.000 staatlichen Schulen auch 2500 hervorragende Schulen. Eine gute, moderne Schule zeichnet sich durch Beachtung der folgenden Lerngrundsätze aus: Die Anforderungen an die Schüler sollten langsam beginnen und sich dann stetig steigern. Die Schüler sollten in erster Linie selbst lernen statt belehrt zu werden. Sie sollten primär durch Handeln und Sprechen (statt durch Zuhören) lernen. Ihnen muss genügend Zeit zum Lernen gegeben werden. Sie sollten in Partnerschaft lernen. Das bringt deutlich bessere Erfolge. Schüler lernen auch besser, indem sie zugleich erklären und natürlich durch Üben und Anwendennwenden. Weiterhin ist es ganz nach Einschätzung von Prof. Struck besonders wichtig, dass eine effiziente, eine gute Schule folgende Voraussetzungen erfüllen sollte. Sie braucht zunächst eine starke Schulleiterpersönlichkeit Ohne einen solchen Vorgesetzten geht es nicht. Sie benötigt auch einen Konsens im Lehrerkollegium. Die Chance dafür ist größer bei den Privatschulen, weil diese Schulen ihr Personal selbst anstellen. Sie benötigt eine sehr enge Kooperation zwischen Lehrerschaft und Elternschaft. Sie hat einen Schwerpunkt. Einen Schwerpunkt als musische, als technische, als sportliche, als altsprachliche, als neusprachliche, als mathematische Schule oder in sonstiger Weise. Eine erkennbar gute Schule hat darüber hinaus immer eine leicht erhöhte Integration Bis zu 30% Migrantenkinder erhöhen deutlich übergeordnet den Anteil der Lerneffekte. Wenn der Migrantenanteil jedoch über 30% liegt, kippt das sehr schnell, wie ein Gewässer, um und entwickelt sich zu einer Bildungskatastrophe. Alle guten Schulen der letzten fünf Jahre sind immer auch Ganztagsschulen. Eine Halbtagsschule kann weder für die Lehrer noch für die Schüler Lebensmittelpunkt sein und eine Halbtagsschule kann nie und nimmer hinkriegen, was 250 Jahre lang geklappt hat: nämlich die Arbeitsteilung. Die Familie erzieht und die Schule bildet. Heute kommen 60 % der deutschen Kinder nicht mehr hinlänglich erzogen in die Schule. Wenn die Schule nicht einen breiteren erzieherischen Rahmen bietet, dann funktioniert auch ihr Bildungsauftrag nicht mehr. Dies kann nur Ganztagsschulen gelingen. "Wir müssen uns freuen, wenn Kinder beim Lernen Fehler machen. Gerade Jungen lernen primär über Um- und Irrwege. Und so lange das Fehlermachen in unseren Schulen bestraft wird, benachteiligen wir eben gezielt die Jungen. Jeder kleine Junge lernt auf dem Bolzplatz durch Fehlermachen Fußballspielen, " stellte Prof. Struck fest. "Es gibt viele Defizite und Mängel im deutschen Bildungssystem. Ahrensburg werde da keine Ausnahme sein! Auch hier könne sicher noch manches in den Schulen dazugelernt werden, " stellt Prof. Struck mit einem Augenzwinkern fest,