
Das diesjährigen „Ahrensburger Bildungsforum“ hatte zum Thema „Lebenslanges Lernen– pädagogische und ökonomische Aspekte“. Hierzu hatte die CDU Ahrensburg den
Erziehungswissenschaftler und Berufsbildungsforscher Professor Dr. Ralf Witt und die Landtagabgeordnete und Bildungspolitische Sprecherin Heike Franzen sowie den Pädagogischen Bereichsleiter für Kindertagesstätten des DRK Stormarn Peter Vollmer eingeladen. In Anwesenheit von Christian Conring, der als neuer Bürgermeister für Ahrensburg zur Wahl steht, wurde auf der gut besuchten Veranstaltung sehr engagiert diskutiert.
Jedes Jahr erreichen mehr als 70.000 junge Menschen nicht den Abschluss der allgemeinbildenden Schulen. Führende Erziehungswissenschaftler warnen bereits deshalb vor einer Bildungskatastrophe
und ringen nach Lösungen.Wenn von lebenslangem Lernen die Rede ist, so Professor Witt, geht es um zwei Betrachtungsweisen: einerseits um die lernende Anpassung an veränderte Arbeits- und
Lebensverhältnisse (berufliche Weiterbildung, Erwachsenenbildung) und andererseits um den sehr individuellen Lebenszusammenhang des Lernens in der Familie, der KITA, der Schule, der
Berufsausbildung, des Studiums und der späteren Weiterbildung. Es wird kontrovers diskutiert, wo der Schwerpunkt zu setzen wäre. Hier wird der individuelle Zusammenhang des Lernens in
unterschiedlichen Lebensjahren und in unterschiedlichen Einrichtungen betont.
Dieser Zusammenhang lässt sich unter rechtlichen, ökonomischen und pädagogischen Gesichtspunkten, aber auch nach individuellen Veranlagungen betrachten. In bildungsökonomischer Hinsicht gibt es die vielfach bestätigte Erkenntnis, dass die „Rendite“ von Investitionen in Bildung höher ausfällt, wenn sich diese auf jüngere Jahrgänge bezieht. Dies kann in Beiträgen zum Sozialprodukt oder in einem späteren individuellen Einkommen gerechnet werden. Günstiger verläuft die Entwicklung auch, wenn es sich um Angehörige sozial besser gestellter Schichten handelt als um Angehörige sozial schwacher Schichten. Während in der Bildungspolitik die institutionellen Fragen unangemessen stark im Vordergrund stehen, so Professor Witt, erfahren die konkreten Einzelfragen der Lehrziele, der Lehrinhalte und der Lehr-Lern-Prozesse oft nur eine geringere Aufmerksamkeit, als es im Hinblick auf die Produktivität des Bildungswesens wünschenswert wäre.
Es gibt eine lebhafte Kontroverse darüber, ob sich schulische Lehr-Lern-Prozesse primär an hohen Stufen der moralischen Argumentation oder primär an den Wettbewerbsmerkmalen der Arbeitswelt
orientieren sollen. Hierbei geht es vor allem um geeignete Strukturierung des Lehrstoffs in Bezug auf das fachliche Vorwissen und den kognitiven sowie den motivierenden Entwicklungsstand. Es geht aber auch um Förderung abwechslungsreicher Lehr-Lern-Arrangements: Präsentationen, Planspiele, Fallstudien, authentische Praktika usw., insbesondere um Förderung des selbstgesteuerten Lernens. Im Mittelpunkt stehen die Förderung des individuellen Erlebens von Erfolg, die Autonomie im Lernen und die Entwicklung sozialer Einbindung und gegenseitiger Wertschätzung.
Als besonderer Aspekt des lebenslangen Lernens wurde die moderne Lernbiologie angesprochen. Lernprozesse werden dabei als neuronal-molekularbiologische Prozesse begriffen, also Prozesse, denen naturgesetzmäßige Abläufe des menschlichen Körpers zu Grunde liegen, die nicht bewusst gesteuert werden können. Wo derartige Defizite vorliegen, bedarf es professioneller sonderpädagogischer Unterstützung.
Die Bildungsexpertin Heike Franzen bemängelte vor allem die Qualität des Abiturs in Schleswig- Holstein und dass die Eltern über die Schulform ihrer Kinder entscheiden. Natürlich beginnt die Bildung eines Kindes im Elternhaus zusammen mit den KITAS und dann mit der Schule. In diesem Zusammenhang müsste unbedingt die von der CDU geforderte Schulübergangsempfehlung für Grundschüler wieder eingeführt werden.
Die Schulartenempfehlungen und die Durchlässigkeit im Bildungssystem müssen wieder feste Bestandteile der Schul- und Bildungspolitik werden. Nötig sei auch eine klare und gesonderte Aufgabenbeschreibung von Gymnasien und Gemeinschaftsschulen sowie die Möglichkeit von differenziertem Unterricht, so Frau Franzen weiter. Die derzeitige Schullandschaft ist von der jetzigen Landesregierung nach ihren ideologischen Vorstellungen geprägt. Sie wirkt nicht im Sinne von Vielfalt und pädagogischen Notwendigkeiten für die Kinder und ist schon gar nicht für die Anforderungen in der Erwachsenenbildung geeignet.
Eine Schulartenempfehlung ist zurzeit nicht erwünscht. Auch will man keine transparente Leistungsbewertung aus Schulnoten in Kombination mit einem Leistungsbericht. „Die individuelle Betrachtung eines Kindes und die Berücksichtigung dessen Fähigkeiten sind zu Gunsten einer Gleichmacherei aller Kinder in den Hintergrund getreten“ so die Bildungspolitische Sprecherin der CDU Schleswig-Holstein.
Peter Vollmer ging in seinen Ausführungen besonders auf den Beruf des Erziehers ein und zeigte die Missstände auf. Der Beruf eines Erziehers müsse aufgewertet werden. Auch sei eine akademische
Ausbildung wünschenswert, um fröhliche Kinder zu erziehen führte der pädagogische Bereichsleiter aus: Nur aus glücklichen Kindern werden glückliche Erwachsene. Christian Conring hatte die Ausführungen des Podiums mit großem Interesse begleitet und versprach, die Entwicklung der Bildung Kinder und Jugendlicher an den Ahrensburger Schulen im Auge zu behalten. Er sei ja auch direkt betroffen, da seine beiden Kinder Ahrensburger Grundschulen besucht haben und jetzt zur Stormarn-Schule gehen.
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